Möhkö – Klein aber Oho
Es gibt Orte in Finnland, die sollte man einfach gesehen haben. Der Besuch im historischen Möhkö fühlt sich dabei an wie eine Zeitreise in die Vergangenheit Nordkarelischer Industriekultur.
Text und Fotos: Klaus Herzmann
MÖHKÖ / FINNLAND. Nur 20 km von Ilomantsi und 90 km von Joensuu entfernt liegt inmitten üppiger Naturbilder das kleine idyllische Dorf Möhkö am Koitajokifluss. Mit rund 100 Einwohnern markiert es den am weitesten östlich gelegenen Ort Europas. Die Ruinen des Hochofens, des mächtigen Wasserrades und der einmaligen restaurierten Kanäle erzählen die Geschichten der Eisenhütte von 1849 bis 1908.
Pasi Palviainen versteht sein Handwerk. Wie einst seine Vorfahren malträtiert er mit wuchtigen Schlägen das rotglühende Metall in der historischen Schmiede von 1840. Einst wurden hier von zwei Schmieden Nägel und Werkzeuge produziert. Heute ist es eine Attraktion für Jung und Alt. Nach dem Niedergang der Eisenhütte 1908 boten die Forstwirtschaft im Anschluss, ebenso der Transport von Baumstämmen den Menschen ein Auskommen.
Diese Entwicklung wird auf eindrucksvolle Weise im gelb getünchten Museum des einstigen Herrenhauses Pytinki dokumentiert. Und im Nebengebäude, dem alte Dorfladen Ambari, wartet die Ausstellung „Forested Möhkö“, welche in Schauräumen das entbehrungsreiche Leben jener Zeit beschreibt. Eine schöne Parkanlage mit einigen Kunstobjekten – und natürlich altem Baumbestand – runden hier das Gesamtbild malerisch ab. Wunderbar!
Gutes Essen gehört bei einem Besuch in Möhkö natürlich mit dazu. Unübersehbar liegt hier die Manta – ein riesiges Schiff und heute ein Café – auf dem Trockendock. Einst bot sie zahlreichen Arbeitern an wechselnden Orten Quartier, bevor sie 1980 in Möhkö an Land gezogen ihren letzten Bestimmungsort fand. Wer heute durch den Schiffsbauch mit seinen vielen Originalitäten an Deck geht, hat nicht nur einen grandiosen Blick über den Fluss, die Stromschnellen von Möhkönkoski, sondern auch über den angrenzenden schier endlosen Nuorajärvisee. Einen Steinwurf entfernt befindet sich das Sommertheater. Dort wird immer was geboten: Ob Theatervorstellung, Konzert oder beim legendären Tanz an Mittsommer im Juni mit abschließendem Johannisfeuer, wo Möhkö sprichwörtlich aus allen Nähten platzt.
Ein Tag in Möhkö und Umgebung ist eigentlich nicht genug. Denn hier findet wirklich jeder das nach was er sucht: Ob bei einer erfrischenden Paddeltour im Kanu oder im nahe gelegenen Petkeljärvi Nationalpark. Der ist nicht nur der am weitesten östlich gelegene in Finnland, sondern gleichzeitig auch der älteste und kleinste von rund 40 im Lande. Ein echtes Juwel für alle bewegungshungrigen Naturfreunde.
Und Kulturhistorisches gibt’s obendrein en Masse wie Ihr seht. Auch der Besuch vom historischen Friedhof lohnt, ebenso vom nur 6 km entfernten Öykkösenvaara. Letzteres liegt auf der neuen gesamt 150 km langen Autoroute „Ilomantsin Sotatie“ – eines von vielen Monumenten und Gedenkorten, der an die Wirren jener Kriegstage im Grenzgebiet erinnert. Finnlands östlichstes Dorf Möhkö ist ein einzigartiges Reiseziel in Nordkarelien – das solltest Du Dir bei einer Finnlandreise bloß nicht entgehen lassen.